4.11.15: 194. Dieses bestimmte Etwas, das aus alltäglichen Kleinigkeiten Höhepunkte zaubert – das fehlt schon sehr.
5.11.15: 195. Einiges geht besser. Herbst hilft. Momente des inneren Friedens. Ansätze von Struktur. Wie Kathrin immer sagte: „Wird schon, Herzele, wird schon.“
06.11.15: 28 Wochen. Endlose Ferne, keine Distanz.
08.11.15: 199. Das Leben schlägt seltsame Kapriolen. Wie sonst lässt sich erklären, dass ich noch da bin und Du nicht?
09.11.15: 200. Diese Trauer und Schwermut haben ihren Ursprung in dieser wunderbaren Liebe, das darf ich nie vergessen.
11.11.15: 202. Ich schreibe wieder. Das würde Dir sehr gefallen.
13.11.15: 29 Wochen. Es geht mir deutlich besser, seit 14 Tagen. Regelmäßige Arbeit, strukturierte Abläufe – das tut ungemein gut. Das Leben mit Dir ohne Dich gestaltet sich langsam. Ich denke, ich entspreche uns mehr, wenn ich Kräfte sammle. Ein wenig Sinn muss das Oxidieren ja auch hergeben. Ich küsse Dich.
14.11.15: 204. Die Welt hält den Atem an. Die Zeit spielt verrückt. Ich würde mich so gerne an Dich anlehnen, jetzt. Das sind diese Momente, in denen Du unglaublich stark und wunderbar sachlich bist. Du zwingst mich zum Lachen. Das macht Vieles leichter.
16.11.15: 206. Erst kommt der Schock, dann die Einwirkung, schließlich die Erholung. Könnte es tatsächlich sein, dass ich langsam in Phase Drei übergehe? Wäre nicht schlecht. Täte uns beiden mal gut.
17.11.15: 207. Weil das Unfassbare immer unfassbar bleiben wird, sollte man es unangetastet lassen.
18.11.15: 208. Schlafe schlecht. Nicht tragisch. Was in der Nacht fehlt, hole ich am Tage nach. Draußen verpasst man nicht viel.
19.11.15: 209. Soweit alles schick, aber diese Schlafstörungen, die sind doch sehr anstrengend. Ich weiß ja nicht, ob Du da irgendwas dran drehen kannst, aber wenn – mach’s wie immer, tu Dein Bestes.
20.11.15: 30 Wochen. Je länger die Zeit andauert, desto unwirklicher wirkt das Ende, das sie mit Dir genommen hat.
22.11.15: 212. Letzte Nacht das erste Mal seit einer Woche so richtig schön durchgeschlafen. Zwar beginnt der Tag mit der Abenddämmerung, die ja im Grunde schon mittags einsetzt, aber ohne diese müde Schwäche, die dann gerne in unkontrollierbare Traurigkeit übergeht. Um mit der Trauer zu leben, braucht es Kraft. Die rettet die Schönheit unserer Begegnung ins Jetzt.
23.11.15: 213. Dieses winterliche Geflusel entbehrt jedweder Romantik. Es ist kühl und grau. Wunderbar, vor allem, wenn sich der sentimentale Plebs auf „die schönste Zeit im Jahr“ einkrampft. Der Gedanke an unsere geteilte Advents-Verachtung erfreut mich immer wieder aufs Neue.
24.11.15: 214. Heute dachte ich an Deinen Ehrbegriff. Chauvinistisch, durch und durch. Man darf nicht daran kratzen, das verletzt Deinen Stolz. Ich bin furchtbar neidisch auf so ein Selbstbewusstsein. So vordergründig es sein mag. Und weiß ich auch, dass solch ein Panzer Kerker werden kann. Ich hätte gerne was davon.
27.11.15: 31 Wochen. Gut erkältet. Doch das Leiden hält sich in überschaubaren Grenzen. Es wintert, das schafft wenigstens klimatisch etwas Klarheit. Die Dinge schieben sich zusammen, bauen sich neu auf. Der Gedanke an Dich wärmt.
29.11.15: 219. Was ich auch jemals gesagt haben mag – ich werde immer an Deiner Seite stehen.
30.11.15: 220. Ich liebe Dich. Sehr, sehr.
01.12.15: 221. Zahnarzt. Ohne Deinen Begleitschutz.Sonderbar, ein Leben ohne Bodyguard. Wobei ich, angesichts meiner neuen Furchtlosigkeit, überzeugt bin, Du bist als Schutzengel dabei.
02.12.15: 222. Heute Nacht wieder von Dir geträumt. So wahnsinnig real. Darauf folgen dann immer wieder die Tage, in die ich schwerer hineinfinde. Das Guten-Morgen-Labyrinth.
03.12.15: 223. Glück lernen.
05.12.15: 32 Wochen. Heute war mal wieder schmerzhaft. Ein Wechselbad. Andererseits lässt es Leben spürbar werden.
06.12.15: 225. Ich werde Dir immer treu sein. Kein Mensch darf Dir je zu nahe treten. Ich stehe für Dich ein.
07.12.15: 227. Ein ziemlich ausgefallenes Wochenende liegt hinter mir. Der Stimme verlustig gegangen, fehlen mir die Worte. Ich denke an Dich.
08.12.15: 228. Heute laufe ich wie auf Federkern, der Boden stößt mich ab. Hausaufgabe: Mich zum Glück zwingen.
09.12.15: 229. Der Wahnsinn kennt keine Grenzen. Gestern in einer Scheißaufführung gewesen, Du hättest Dich an den herunter geklappten Kinnläden gelabt. Alles ging schief. So, wie Du es magst. Alles, wie Du es magst.
11.12.15: 33.Wochen. Winterschlaf. Es ist gar nicht so schlecht, mit mir zu sein.
13.12.15: 233. Es ist so ruhig. Friedlich geradezu. Ich habe die Welt ausgesperrt. Eine kleine Pause. Kurze Auszeit. Das Jahr geht zuende. Das nächste, das erste nach Dir, wirft Schatten voraus.
14.12.15: 234. Ob ich mich je daran gewöhne, ohne Deine Ansprache, Zusprache zu sein? Diese über Jahre erwachsene Vertrautheit? Oder zumindest aus deren Schattenseiten hervortreten zu können? Ob ich jemals wieder das hingefallene Wort, den automatischen Blick, das stumme Verstehen zurückhalten kann? Ob dieses Leben wirklich irgendwann eigene Pfade schlägt oder auf vorgegebenem Weg weiterschreitet? Das sind alles solche Fragen an diesen langen, langen Abenden.
15.12.15: 235. Der vierte Tag des krankheitsbedingten Schweigens geht vorüber. Ich überlege, ob ich das nicht phasenweise freiwillig mache – einfach mal eine Woche Fresse halten. In der Stille fühle ich mich Dir so nah.
16.12.15: 236. Ich trauere nicht dem Gewesenen hinterher. Zumindest versuche ich, das nicht zu tun. Vielmehr beschäftigt mich das, was hätte sein können, was geworden wäre. Unsere Jahre waren stets in Bewegung, in Entwicklung. Und selbst aus den dunkelsten Nächten fanden wir einen gemeinsamen Weg. Wir hielten uns aneinander fest, wenn es sehr wild wurde. Ich glaube fest daran, dass wir auch dieses Tal gemeinsam überwunden hätten. Hätten wir nur die Chance dazu gehabt. Das Leben ist nicht fair, ich weiß. Und auch diese ewige Frage, warum Du vor mir gehen musstest, ist völlig sinnlos. Ich bin sehr alleine ohne Dich, mein Marcel. Und meine Versprechen sind nicht erloschen. Du weißt ja, wie treu mein Herz ist.
17.12.15: Nacht 236. Ich würde so gerne glauben. Ich weiß nur nicht, an was.
18.12.15: 34 Wochen. Keine einfachen Tage, zumal sie immer kürzer werden. Auch wenn wir mit Weihnachten nie was anfangen konnten – der allgemeinen Adventsseligkeit ist schwer auszuweichen. Wenn man sagt „Du bist mein Leben“, das ist nicht nur so dahin gesprochen. Ich habe nur geahnt, was diese Worte bedeuten. So genau wissen wollte ich das eigentlich nicht.
20.12.15: 239. Ach, mein Prinz, die Welt ist ohne Dich soviel weniger bunt.
22.12.15: 242. Ich bin dieses immer-wieder-Duchdeklinierens „was wäre, wenn“ so müde. Das ist so kräftezehrend. Und doch setzt dieser kranke Automatismus in schöner Regelmäßigkeit wieder und wieder ein. Lähmend ist das, selbstmitleidig und traurig. Und so ein Trauerclown will ich nicht werden.
23.12.15: 243. Morgen ist Heiligabend. Frühlinghshafter Winter. Heute habe ich gekocht, war viel bei Dir. Ich liebe Dich, wie am ersten Tag.
24.12.15: 244. Heiligabend. Kein magisches Datum, Gottlob. Bei der medialen Rührseligkeitsgrütze vermisse ich Deine Präsenz doch sehr. Das gemeinsame sich-über-die-Dinge-lustig-machen. Dieses Jahr schießt die Panniwerbung den Vogel ab. Die Pfannimutti ruft ihre Pfannitochter in Australien an und muss weinen weil Weihnachten und halbe Welt dazwischen und so. Aber sie hat dem Kind als Frohe-Fest-Impression eine Packung Pfanni-Fertig-Kartoffelknödel zukommen lassen. Da klingelt es an der Türe und das Pfannigirl steht davor mit nichts im Gepäck als Muttis Pfanni-Fertig-Kartoffelknödel; davon gibt’s ja in Deutschland so wenige. Wunderbar. Kafkaesk geradezu. Würde Dir sehr gefallen.
25.12.15: 35 Wochen, 8 Monate und ein Tag, 8 Millionen Ewigkeiten und keine Achtel Sekunde. Was spielt Zeit noch für eine Rolle? Die Vergangenheit macht blind für die Gegenwart – bisweilen ein angenehmer Fluchtort, dieses Dunkel. Ich ertappe mich dabei, wie ich immer wieder, trotz mangelnden Glaubens, auf ein Zeichen hoffe. Irgendwas, das alledem ein wenig Sinn gibt. Oder mich hoffen lässt. Das wäre so ein Wunsch, der wohl niemals in Erfüllung geht.
27.12.15: 247. Die Erkältung scheint endgültig zu weichen. Ich habe mich eingegraben. Es fällt mir nachhaltig schwer, einen Sinn in alledem zu sehen und eine bleibende Perspektive zu finden. Ich habe viel gezappelt in den letzten Monaten, mich gewehrt, versucht, kräftig zu sein, Dir und anderen zu genügen, ein Bild aufrechtzuerhalten, die Illusion einer Fassade. Ich muss mir wohl eingestehen, dass all das verlorene Liebesmühe war. Das ist ja kein Grund, sich umzubringen. Es stellt sich nur täglich die Frage nach dem Weiterleben. Vor allem nach dem Wie.
28.12.15: 248. Wie sehr die Situationen sich gleichen. Heute vor einem Jahr, am Vorabend unseres achten Hochzeitstages, saß ich an selber Stelle, alleine. Du warst demonstrativ nach Rostock abgereist, wir hatten uns wohl wieder furchtbar gestritten. Wir sprachen nicht miteinander. Bis Neujahr bist Du fortgeblieben. Wir waren beide in keiner guten Verfassung. Zumindest streiten tun wir nicht mehr.
29.12.15: Nacht 249. Mein Geliebter, ich bin an einem Ort, wo der Tod keine Rolle mehr spielt.
29.12.15: Neunter Hochzeitstag. Weinen kann ich nicht. Mag auch nicht. Tränen sind mir derzeit ausgegangen. Ich vermisse Dich sehrsehr.
31.12.15: 251. Silvester. Auch das geht rum.
01.01.16: 36 Wochen. 2016. Seltsam, das Jahr ohne Dich zu beginnen. Vieles ist mir in den letzten Monaten klar geworden, anderes stimmt mich umso verwirrter. Mein Leben zu beenden ist mir nie wirklich in den Sinn gekommen. Freitod ist ja keine Befreiung. Eine abgebrochene Mutprobe allenfalls, ein abgewürgter Schrei. Etwas von Dir ist immer noch hier. Vieles von Dir lebt in mir weiter. Ich finde mich langsam damit ab, dass es keine abschließenden Erklärungen gibt. Keine Antworten auf wirklich drängende Fragen. Was mich antreibt ist der Versuch, dieses Sein zu gestalten. Das Leben an sich ist ja gar kein schlechtes Konzept. Die Erinnerung an Dich umgibt mich. Das tröstet.
03.01.16: 254. Gestern ein interessantes Gespräch gehabt zum Thema „Zum Leben verurteilt“. Klingt nach mächtig Pathos, aber meint doch bloß das Schlittern in Umstände, die man sich so nie gewünscht hätte. Danach eine Klotüre in die Fresse gekriegt. Riskiere eine entsprechend dicke Lippe. Nach den Dezembertälern könnte ich einen kleinen Aufstieg vertragen.
04.01.16: 255. Eiskalt ist es. Das macht den Kopf frei. Langsam kehrt die Stimme zurück.
05.01.16: 256. Wenn ich wieder etwas bei Kräften bin, dann werde ich eine Liste aufstellen, warum Du so cool warst, wie Du warst. Im Augenblick fehlt mir die Kraft. Die ist rausgelaufen wie Wasser. Die letzten Wochen waren sehr, sehr problematisch.
06.01.16: 257. Wow, gestern war wirklich deprimierend. Aber die Ups & Downs sind weicher geworden, nicht mehr ganz so Achterbahn. Wobei Du mich in meinen Träumen umso heftiger heimsuchst. Beruhige Dich – ich vergesse Dich schon nicht.
07.01.16: 258. Heute Zahnarzt, weitere Renovierung der Speisekammer, noch wird ausgemistet, dann teils neu möbliert. Eva meinte, Du seist sicher stolz auf mich. Wohl, weil ich nicht schreiend die Tapete des Wartezimmers von der Wand kratze und mich auch mit sonstigem Theater zurückhalte. Aber, mal ganz im Ernst: Wovor soll ich mich noch fürchten?
09.01.16: 37 Wochen + 1 Tag. Heute kam Post für Dich. Das schmerzt immer wieder aufs Neue. Langsam sollte ich mir angewöhnen, nicht den ganzen Tag zu verschlafen. Der ist eh so kurz. Stephen Hawking sagt, dass, wo Leben ist, Hoffnung besteht. Da ist schon was dran.
10.01.16: 261. Schonung – s – los.
12.01.16: 263. Ich räume auf und um, innen wie außen. Ich erkenne so langsam die Konturen dieses neuen Lebens nach Dir mit Dir. Dich zu lieben, Dich wertzuschätzen, Dich ganz in meinem Herzen zu behalten steht nicht im Widerspruch dazu, die Zukunft, die sich immer noch als monströser Urwald darstellt, mit Vorhaben zu bestücken. Kleine Schneisen zu schlagen, Wege zu gestalten. Meine Stimme ist wieder da. Ich sammle Ideen, finde Worte. Unsere Sprache.
14.01.16: 265. Jetzt streust Du mit Bowie Sternenstaub und rezitierst mit Rickman Shakespeare. Was für eine schöne Illusion.
15.01.16: 38 Wochen. Was soll ich sagen. Du fehlst.
16.01.16: 267. Ich erinnere diesen japanischen Kinderfilm, in dem keiner zum Geburtstag des kleinen Mädchens erscheint, das danach an Krebs stirbt. Ja, mit solchen Gute-Laune-Schinken wurde unsere frühe Jugend versüßt. Heute fühle ich mich auch ein bisschen wie Bambi, dass nach dem Erschießungstod der Mutti an Leukämie laboriert. Lauschiges Kaminfeuer-Feeling Mitte Januar. Es kann nur besser werden.
17.01.16: 268. Gestern fiel Schnee. Allerdings glaubt sich der Winter selbst nicht. Ich warte darauf, dass die Tage merklich länger werden. Diese Nächte sind doch eher zäh.
20.01.16: 271. Mal kriecht die Zeit, mal verfliegt sie, und manchmal ist sie, wie in diesen amorphen Tagen, gar nicht vorhanden. Gestern habe ich einen Kurzurlaub gebucht, heute wurden die Möbel für die Gästezimmer geliefert. Das sind echte Großereignisse. Momentan verläuft die Linie ohne Tief- und Höhepunkte. Das Klirren des sich-drehenden Schlüssels im Türschloss, das entfernte Werkeln in der Küche, diese gelegentliche Unruhe, die nächtlich somnambulen Wanderschaften – ich erinnere viel, fast alles. Kein Grund zur Sentimentalität – ich habe es, als Du noch lebtest, geschätzt und genossen, Dich um mich zu haben. Ein Versäumniszuschlag weniger.
22.01.16: 39 Wochen. Heute wärst Du stolz auf mich. Ich habe drei Stunden Zahnbehandlung klaglos über mich ergehen lassen. Du hast mir so viele meiner Ängste genommen.
24.01.16: 275. Die Wohnung ist wieder „frei“. Ein unglaublich gutes Gefühl. Luft. Starre löst sich.Tauwetter.
26.01.16: 277. Momentan dehnen sich die Nächte. Die Schlaflosigkeit zehrt, nicht nur an den Nerven. Die Müdigkeit macht sentimental. Und furchtbar träge. Alles ist zu schaffen, auch wenn es noch so unschaffbar scheint.
27.01.16: 278. Ich bin nicht im Ansatz so alt und so weise wie meine Liebe, nicht so beständig und geduldig wie meine Gefühle, nicht so treu und stark und stolz wie die Emotionen, die Du in mir wecktest und wachhältst. Aber wenn es noch etwas Gutes in mir gibt, ein Licht, das von mir ausgeht, eine Wärme, die ich spende – und ich bin sicher, die gibt es – dann hast Du in mir geschaffen.
29.01.16: 40 Wochen. Letzte Nacht sehr viel und plastisch von Dir geträumt. Wir müssen loslassen, über kurz oder lang.
02.02.16: 284. Tut mir Leid, dass ich meine Nachrichten an Dich momentan etwas vernachlässige. Ich denke so viel und intensiv an Dich, dass ich bisweilen vergesse, meine Worte zu bündeln. Dabei ist es mir so wichtig, Dir zu zeigen, wie sehr Du in meinem, unser aller Leben, weiter existierst.
04.02.16: 285. Eine angenehme Langeweile erfüllte den Tag, der ich nicht per dringend nötiger Arbeit im Wege stehen wollte. Schwimmen in sämigen Gewässern.
05.02.16: 41 Wochen. Was bedeutet Zeit? Diese abstrakte Distanz? Sicher, es fällt leichter, mit Verlust, Trauer, Schmerz umzugehen. Man gewöhnt sich an seine ständigen Begleiter. Ein Dreivierteljahr, drei Jahreszeiten… Die Träume sind wieder so plastisch, dass der Weg in den Tag sehr verwirrend ist. Mit jeder Pore, jedem Atemzug vermisse ich Dich.
08.02.16: 290. Wenn mir, wie heute, hundeelend zumute ist, versuche ich an was Lustiges zu denken. Beispielsweise die *unheimlich guten Freunde*, die einen nach dem Befinden befragen und auf die Antwort „Eigentlich ganz okay“ schulterklopfend kontern: „Das nächste Tal kommt bestimmt.“ Na, danke vielmals.
10.02.16: 292. Du bist ein beharrlicher Wiedergänger. Zu Lebzeiten somnambul, nun Heimsucher meiner Träume. Das ist sehr verwirrend, Geliebter. Ich möchte zu gerne wissen, was Dich immer wieder zu mir treibt. Du wirst nie vergessen sein, keine Angst. Aber mal so ein zwei Nächte ohne Dich, das wäre vielleicht erholsam.
12.02.16: 42 Wochen. Heute war ich in der Show von Cora und habe für Dich mitgelacht, mein blonder Seemann. Anarchische Humorexplosionen. Das hat Dir ganz sicher gefallen.
13.02.16: Nacht 294. Ich denke (vielleicht zuviel) nach. Wir waren Zukunft. Ohne Dich ist sie nicht mehr da. Ich muss mir nichts vormachen. Der Lebenswert ist unter Raumtemperatur. Ich mache weiter. Doch die Frage darf erlaubt sein: Wozu? Ich hoffe mal, es ergibt sich was. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
14.02.16: 296. Valentinstag – oder wie auch immer die Geldwäsche sich schimpfen mag. In 5 Tagen geht’s in den Kurzurlaub. Wie schön wäre es… der ewige Konjunktiv. Die Zimmer sind fertig, die Fresse auch (fast), und eine weihnachtliche Ruhe legt sich in die Behausung. Du hast mich in den letzten Nächen schlafen lassen. Danke Dir.
15.02.16: 297. Würde mich heute jemand danach fragen, wie es mir ginge, könnte ich ehrlich antworten: „Es geht.“ Das ist in meiner Welt schon ein Highlight.
16.02.16: 298. Das Leben wird durchlässiger. Dagegen steht, dass seit Tagen kein Licht mehr scheint. Eine einzige Suppe. Der Atlantik wartet. Du bist dabei.
17.02.16: 299. Dieses ständige Beharren auf Stärke – ich weiß gar nicht, ob das so gut ist. Manchmal denke ich, diese ganze Kraft erstickt mich. Andererseits – würde ich sie aufgeben, mich den Schatten überlassen, das wäre auch eher irreführend. Passend zur Licht- und Wettersuppe bin ich in diesen Tagen einfach nur unendlich traurig.
19.02.16: 43 Wochen. Sitze auf gepackten Koffern. Die Vorfreude hält sich in Grenzen. Erstmal ankommen. Aber ohne Dich zu verreisen, das ist schon seltsam. So haben wir uns das eigentlich nicht vorgestellt.
20.02.16: 302. Angekommen. Den Flug verschlafen. Apartment mit Meerblick. Das wäre schon was für Dich .
21.02.16: 303. Viel Leder bevölkert das Eiland. Auch massenhaft Bekrückte marodieren über die Promenaden. Das erste Mal Meer ohne Dich. Nun ja, so ganz den Zauber hat es nicht mehr. Aber er ist auch nicht dahin.
22.02.16: 304. Heute eine Katz gesehen, die wahlweise mit oder ohne Schwanz promeniert. Der deutsche Senior trägt dieses Jahr Abricot zu Türkis-Oliv und mutiges Orange. Wunderbar.
23.02.16: Nacht 304. ich bin halt so ein olller Ehelappen. Schade eigentlich.
23.02.16: 305. Radiuserweiterung. Du wärst so stolz.
24.02.16: 306. Sonnendurchflutet. Das Meer, der Himmel. Von überall schaust Du mich an.
26.02.16: 44 Wochen. Mein Abendschöner. Morgen geht es zurück. Ins alte Leben. Es wird nicht leicht, alleine wieder, ohne Dich.
29.02.16: 311. Eingewöhnung. Die Sonne tat dem Herzen gut. Hier wartet viel Arbeit auf mich. Habe die Zimmer hergerichtet. Ich liebe Dich. Und kann Dein Strahlen langsam wieder spüren.
01.03.16: 312. Heute habe ich viel geweint, mein Schatz. Du hast mich in der Nacht wieder brutal besucht, und ich war wie ein Schlafwandler in der Wirklichkeit, die nicht wirklich ist. Ich mäandere so oft alleine durch die Behauptung der Realität – wer sollte mich schon begleiten, ohne Dich, nach Dir? Freundschaften sind nur Freundschaften. Begegnungen. Doch wissen wir sehr genau: Wenn es darauf ankommt, wirklich darauf ankommt, dann stehen wir alleine, und jetzt stehe eben ich alleine. Was sollen wir dem Rest der Welt einen Vorwurf daraus machen? Beim Rest wirst Du verblassen. Bei mir, leiderleider, nicht. Das Weiter ist eine täglich wachsende Kraftanstrengung. Fast ein Jahr? Ein Witz. Ich küsse Dich, Küsse, küsse, küsse Dich.
02.03.16: 313. Ein guter Tag. Habe gestern mit Bertie Sizilien geplant. Das heißt, nicht geplant. Eher allen Planungen entsagt. Was lässt sich schon groß planen? Hin- und Rückflug stehen, der Rest ist Schweigen – Deine Königsdisziplin.
03.03.16: 314. Viele Veränderungen, Du weißt, wie sehr ich das mag. Heute Heulsusentag. Ich gehe Dir damit nicht auf die Nerven.
04.03.16: 45 Wochen. Wenn ich bedenke, dass ich heute vor einer Woche von der Terrasse aus den Sonnenuntergang über dem Meer betrachtete, dann ist der hiesige Blick ins Schwarz schon eine ganz andere Nummer. Ich sehne die längeren Abende herbei, die milde Luft, die Sonne, bevor es wieder bullenheiß wird. Dann heilt Vieles auch schneller. Manschetten habe ich vor diesem „Jahrestag“. Dabei hat er dieselbe Gewichtung wie jeder Andere, aber sag das mal der Seele.
06.03.16: 317. O je. Man liest uns. Und ich kriege Rezensionen. Ich solle doch nun endlich mal… Ich denke ja gar nicht daran!
08.03.16: 319. Schüttelfrost und Kreislauf (nicht mehr vorhanden)… Kopf hämmert… Als hätte ich maximal durchgesoffen (was ich leider nicht habe)… Musste heute alles absagen… Hatte dafür ausgiebigen Traumbesuch… Hat ja auch was…
09.03.16: 320. War furchtbar krank. Nun gesund. Doch trotz allem Aufwärts, aller Glücksmomente, allen Lachens… Das Leben ist Scheisse ohne Dich.
10.03.16: 321. Ich arbeite am Tag-Nacht-Modus. Die Tage werden freundlicher; Zeit, die Nächte zu begraben. Die waren sehr lange sehr lang, lang-sam reicht’s. Suche den Tritt zurück in äußerliche Normalität. Nachtschichten sind zu anstrengend. Und vor den Träumen gibt es sowieso keine Fluchtmöglichkeit.
11.03.16: 46 Wochen. Besuch aus Paris. Ein anderes Flair, das Wochenende wird lustig. Ich muss oft und viel schlucken, Trauer wegdrücken. Es bringt ja nichts, ständig im Gestern zu verharren. Das Gestern ist ohnedies im Jetzt und das wird es auch bleiben. Geradezu unheimlich, Deine Präsenz. Kein Stück scheinst Du aus meinem Leben zu weichen. Ein doppelter Löwe eben, durch nichts von seinem Stammplatz zu verdrängen. Gut so, mein Großer. Du hast Dir Dein Terrain erkämpft.
13.03.16: 324. Ein schwarzer Sonntag. Die Rechten auf dem Vormarsch. Da fehlt Dein entspannend entwaffnender Humor schon sehr. Deine unterirdischen Witze über Frau Petrys Geschlechtsorgane, diese wunderbare Ignoranz und das Scheißen auf Korrektheit. Waren mit Moritz essen und Du saßest mir im Nacken und zwangst mich wieder mal dazu, entspannt zu sein. Du machst die großen Themen klein, das mag ich besonders an Dir.
14.03.16: 325. Es wird heller. Man spürt die Tage. Der Besuch ist weg. Wieder mal auf konstante Stille eingrooven. Das ist schon okay.
15.03.16: 326. Sooft ich zu Dir vordrang, sooft habe ich Dich verpasst. Es tut mir so Leid, was ich alles versäumte.
17.02.16: 328. Heute erster Frühlingstag. Du hast mit der Sonne geschienen.
18.03.16: 47 Wochen. Ob dieses Vermissen, die Schuldgefühle, die Traurigkeit, die Schwermut, das Auf und Nieder – ob all das je aufhört? Oder sich zumindest lindert? Fraglich. Ich weiß auch noch gar nicht, ob ich das will.